DER SCHLÜSSEL DER ZEIT
11/23/2008 02:09:00 PM Edit This 3 Comments »
Es war an einem kalten Novembermorgen. Fast niemand außer mir war auf der Straße. Hier war zwar nichts los, aber zu Hause war es noch langweiliger. Dort standen überall Umzugskisten herum, ich war erst vor kurzem nach Beuron gezogen. Meine Eltern hatten hier beide eine bessere Arbeit gefunden als in Mainz. Meine Mutter war jetzt Lehrerin an der Grundschule und mein Vater hatte sich als Dachdecker selbstständig gemacht. Und weil ich gerade Herbstferien hatte, meine Mutter noch schlief und mein Vater Dächer deckte, ging ich los um meine neue Heimat zu erkunden. Unten in der Stadt gab es ein paar Geschäfte, aber die interessierten mich nicht wirklich. Also ging ich über den Fluss und lief eine schmale Straße hoch. Langsam bekam ich Hunger. Ich hatte nichts gefrühstückt -unser Kühlschrank funktionierte immer noch nicht- und außerdem wurde es auch langsam Zeit zum Mittagessen. Da sah ich den langen Turm der Klosterkirche aufragen. Als ich beim Klosterladen ankam sah ich ein Schild auf dem stand: "Essen sie mit den Mönchen! Nur 5€." Das kam mir gerade recht. Ich ging in den Laden um zu fragen, wo der Speisesaal des Klosters war. Ein freundlich lächelnder Mönch begrüßte mich: "Grüß Gott. Suchst du etwas, kann ich dir helfen?" "Ich wollte hier im Kloster essen.", sagte ich. "Gerne“, antwortete der Mönch, "gib mir am besten gleich das Geld. Dann gehe wir in 10 Minuten zusammen zum Speisesaal, okay?" Ich griff in meine Hosentasche um zu bezahlen, doch ich fand nur 2€. "Oh, dann muss ich wohl wieder gehen.", sagte ich etwas enttäuscht. Wenn die Mönche alle so nett wären wie dieser, hätte ich mich richtig auf das Essen mit ihnen gefreut. Doch nun... "Gib mir einfach die 2€. Das ist okay. Es kann ja unter uns bleiben.", sagte der Mönch und zwinkerte mir zu. Ich wartete noch eine Weile im Klosterladen, dann kam die Ablöse an der Kasse. "So dann werden wir mal zusammen zum Essen gehen. Ich bin übrigens Pater Notker und wie heißt du?" "Ich heiße Ida." Es war sehr ruhig im Kloster. "Die Mönche sind schon alle beim Essen" meinte Pater Notker. Wir betraten den Speiseraum. Zwei lange Tafeln standen im Saal. Ein paar Plätze waren noch frei. Der Pater und ich setzten uns zum Abt. Er begrüßte mich freundlich. Die Mönche beteten gemeinsam, dann wurden Schüsseln mit Suppe herumgereicht. "Alle Zutaten sind von unserer eigenen Gärtnerei und das Fleisch von unserer Klostermetzgerei.", sagte der Abt stolz. Als wir auch mit der Hauptspeise fertig waren, bot Pater Notker mir an, mir das Kloster zu zeigen. Obwohl mich das Leben der Mönche nicht sonderlich interessierte, ging ich mit. Zuerst ging es in die Kirche. Dann zeigte er mir die Gärtnerei und die Klosterbrennerei. Und nun gingen wir zu den Schlafräumen, den Gebetsräumen und in die große Klosterbibliothek.
Die Bibliothek war ein sehr heller Ort, es gab große Fenster. Man sah kein Stück Wand, die Bücherregale gingen vom Boden bis zur Decke. Wenn man eins der oberen lesen wollte, musste man eine lange Leiter nehmen, um es zu holen. "Oh, kann ich mich hier mal umschauen?", fragte ich. Ich liebte Bücher über alles. "Aber natürlich! Ich muss sowieso noch eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium mit dem Markus-Evangelium vergleichen. Du kannst dir auch ruhig Bücher rausnehmen und näher betrachten." Es gab ganz alte, aber auch moderne Bücher. Jedes hatte etwas mit Gott zutun. Es gab Bibeln in allen Sprachen, manche noch handgeschrieben. Ich schaute mir jede Reihe einzeln an. Da sah ich ein Buch mit einem roten Ledereinband. Es sah sehr, sehr alt aus. Auf dem Buchrücken stand in goldenen Buchstaben: "HORA". Als der Mönch sah, dass ich in die Richtung des Buches schaute, wurde er sichtlich nervös. Ich wollte das Buch herausholen, doch es klemmte ein wenig. Als der Pater rief: "Nein, nicht dieses Buch!", war es schon zu spät. Ich hatte das Buch mit Gewalt herausgezogen, das Regal bewegte sich und ich, ich fiel in Ohnmacht.
Als ich meine Augen öffnete, war es dunkel. Nur in der gegenüberliegenden Ecke brannte eine Kerze. Ein Mönch, der die Kapuze seiner Kutte tief in die Stirn gezogen hatte, schrieb etwas mit einer Feder. Wie es aussah, war er sehr in seine Arbeit versunken. "Alles okay mit dir?", flüsterte eine Stimme hinter mir. es war Pater Notker. "Ja, aber wo sind wir?", fragte ich. "Du hast das rote Buch herausgezogen.", antwortete er mir, "Der Sage nach ist es ein Schlüssel in eine andere Zeit. Wenn das stimmt, sind wir zwar noch in der Bibliothek vom Kloster Beuron, nur früher. Der Mönch schreibt wahrscheinlich gerade ein Buch." "Und wie kommt man wieder zurück ins Jahr 2008?" "der Sage nach muss man dieses rote Buch in dieser Zeit wiederfinden und in die Lücke stellen. Außerdem soll jede Stunde, die du hier erlebst, im Jahr 2008 nur eine Minute sein." "Na dann können wir ja gleich mal anfangen zu suchen.", sagte ich. "So einfach ist das nicht." Der Pater schüttelte den Kopf. "Wir wissen ja gar nicht ob das Buch schon existiert." "Und was sollen wir jetzt tun? Wir dürfen ja nicht von den Menschen hier erwischt werden! Wer weiß, was die mit uns anstellen." "Nein. Das glaube ich nicht. Die Mönche sind immer sehr hilfsbereit. Warte hier. Falls ich gehe, komme ich sicher wieder." Pater Notker stand auf und lief auf den Mönch zu. "Sei gegrüßt, Bruder. Ich will dich nicht lange von deiner Arbeit aufhalten. Aber meine Begleiterin und ich haben ein großes Problem." "Du hast doch nicht etwa das Zöllibat vernachlässigt?" "Nein, Bruder. Wir kommen aus einer anderen Zeit. Aus der Zukunft." "Allmächtiger Gott! Das Buch, das ich mit eigenen Händen geschrieben habe wird so alt? Aus welcher Zeit genau kommst du? Bist du wegen einem, in rotes Wildleder eingebundenen Buches hierher gekommen?" "Ich bin ein Mönch vom Kloster Beuron im Jahre 2008. Hast du das Buch mit dem Titel >Hora< geschrieben, Bruder?" "Ja! Und das Reisen in eine andere Zeit funktioniert! Zeige mir deine Begleiterin!" Pater Notker schaute zu mir. "Komm, Ida." Langsam lief ich zu den beiden." "So eine junge Maid! Wie ist sie in euer Kloster gekommen?" "In unserer Zeit sind Frauen als Besucher nicht mehr verboten.", antwortete der Pater. "In unserem Kloster aber schon! Es wird schwer sein, dich hier zu verstecken, denn ich muss das Buch erst vom Abt abholen. Er bewart die Bücher auf." Es klopfte an die Tür. "Bruder Antonius! Kann ich dich sprechen?", ertönte eine Stimme. "Störe mich nicht Bruder! Ich muss noch viele Kapitel abschreiben! Komme in einer Stunde wieder und schicke mir keine anderen Brüder! Ich bin noch lange nicht fertig!", rief Antonius. "Natürlich, ich bitte um Entschuldigung!" Zufrieden schaute sich der Mönch, mit dem Namen Antonius, um. "Du nimmst hier meine Haltung ein," sagte er zum Pater, " ich hole schnell das Buch." Nach einer viertel Stunde kam er wieder. "Alles in Ordnung bei euch?", fragte er uns. "Ja niemand hat mehr geklopft.", antwortete ich. "Wo steht das Buch in der Zukunft?", fragte Antonius. "Dort." Pater Notker hatte die Stelle schon rausgesucht. "Gute Reise in eure Zeit.", sagte der Mönch, steckte das Buch in die Lücke und im gleichen Moment waren wir wieder in der Bibliothek.
Pater Notker schaute auf den Kalender und auf die Uhr. "Wir sind genau richtig gekommen. Es ist nur eine Minute später.", sagte er. "Die Sage ist also war! Ich hätte nie gedacht, dass das passieren kann!", wunderte ich mich."Ja, das stimmt! Erzähle aber vorsichtshalber niemandem von unserem Erlebnis. Den Leuten, denen das gleiche wie uns passiert ist, hat man nie Glauben geschenkt und manche wurden sogar als verrückt erklärt. Jetzt ist meine Mittagspause aber vorbei, ich muss wieder in den Laden." "Ja ich sage niemandem etwas!", versicherte ich. Wir gingen gemeinsam zum Klosterladen. "Also dann, Auf Wiedersehen! Besuch mich mal wieder!", verabschiedete sich Pater Notker von mir.
Es war ein wenig komisch, dass jetzt wieder alles normal war. Ich musste wieder nach Hause zu meinen Eltern und dort, wohl oder übel, Umzugskisten ausräumen.
Aber zum Kloster würde ich bestimmt noch einmal kommen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Tag dort so spannend sein könnte!
Die Bibliothek war ein sehr heller Ort, es gab große Fenster. Man sah kein Stück Wand, die Bücherregale gingen vom Boden bis zur Decke. Wenn man eins der oberen lesen wollte, musste man eine lange Leiter nehmen, um es zu holen. "Oh, kann ich mich hier mal umschauen?", fragte ich. Ich liebte Bücher über alles. "Aber natürlich! Ich muss sowieso noch eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium mit dem Markus-Evangelium vergleichen. Du kannst dir auch ruhig Bücher rausnehmen und näher betrachten." Es gab ganz alte, aber auch moderne Bücher. Jedes hatte etwas mit Gott zutun. Es gab Bibeln in allen Sprachen, manche noch handgeschrieben. Ich schaute mir jede Reihe einzeln an. Da sah ich ein Buch mit einem roten Ledereinband. Es sah sehr, sehr alt aus. Auf dem Buchrücken stand in goldenen Buchstaben: "HORA". Als der Mönch sah, dass ich in die Richtung des Buches schaute, wurde er sichtlich nervös. Ich wollte das Buch herausholen, doch es klemmte ein wenig. Als der Pater rief: "Nein, nicht dieses Buch!", war es schon zu spät. Ich hatte das Buch mit Gewalt herausgezogen, das Regal bewegte sich und ich, ich fiel in Ohnmacht.
Als ich meine Augen öffnete, war es dunkel. Nur in der gegenüberliegenden Ecke brannte eine Kerze. Ein Mönch, der die Kapuze seiner Kutte tief in die Stirn gezogen hatte, schrieb etwas mit einer Feder. Wie es aussah, war er sehr in seine Arbeit versunken. "Alles okay mit dir?", flüsterte eine Stimme hinter mir. es war Pater Notker. "Ja, aber wo sind wir?", fragte ich. "Du hast das rote Buch herausgezogen.", antwortete er mir, "Der Sage nach ist es ein Schlüssel in eine andere Zeit. Wenn das stimmt, sind wir zwar noch in der Bibliothek vom Kloster Beuron, nur früher. Der Mönch schreibt wahrscheinlich gerade ein Buch." "Und wie kommt man wieder zurück ins Jahr 2008?" "der Sage nach muss man dieses rote Buch in dieser Zeit wiederfinden und in die Lücke stellen. Außerdem soll jede Stunde, die du hier erlebst, im Jahr 2008 nur eine Minute sein." "Na dann können wir ja gleich mal anfangen zu suchen.", sagte ich. "So einfach ist das nicht." Der Pater schüttelte den Kopf. "Wir wissen ja gar nicht ob das Buch schon existiert." "Und was sollen wir jetzt tun? Wir dürfen ja nicht von den Menschen hier erwischt werden! Wer weiß, was die mit uns anstellen." "Nein. Das glaube ich nicht. Die Mönche sind immer sehr hilfsbereit. Warte hier. Falls ich gehe, komme ich sicher wieder." Pater Notker stand auf und lief auf den Mönch zu. "Sei gegrüßt, Bruder. Ich will dich nicht lange von deiner Arbeit aufhalten. Aber meine Begleiterin und ich haben ein großes Problem." "Du hast doch nicht etwa das Zöllibat vernachlässigt?" "Nein, Bruder. Wir kommen aus einer anderen Zeit. Aus der Zukunft." "Allmächtiger Gott! Das Buch, das ich mit eigenen Händen geschrieben habe wird so alt? Aus welcher Zeit genau kommst du? Bist du wegen einem, in rotes Wildleder eingebundenen Buches hierher gekommen?" "Ich bin ein Mönch vom Kloster Beuron im Jahre 2008. Hast du das Buch mit dem Titel >Hora< geschrieben, Bruder?" "Ja! Und das Reisen in eine andere Zeit funktioniert! Zeige mir deine Begleiterin!" Pater Notker schaute zu mir. "Komm, Ida." Langsam lief ich zu den beiden." "So eine junge Maid! Wie ist sie in euer Kloster gekommen?" "In unserer Zeit sind Frauen als Besucher nicht mehr verboten.", antwortete der Pater. "In unserem Kloster aber schon! Es wird schwer sein, dich hier zu verstecken, denn ich muss das Buch erst vom Abt abholen. Er bewart die Bücher auf." Es klopfte an die Tür. "Bruder Antonius! Kann ich dich sprechen?", ertönte eine Stimme. "Störe mich nicht Bruder! Ich muss noch viele Kapitel abschreiben! Komme in einer Stunde wieder und schicke mir keine anderen Brüder! Ich bin noch lange nicht fertig!", rief Antonius. "Natürlich, ich bitte um Entschuldigung!" Zufrieden schaute sich der Mönch, mit dem Namen Antonius, um. "Du nimmst hier meine Haltung ein," sagte er zum Pater, " ich hole schnell das Buch." Nach einer viertel Stunde kam er wieder. "Alles in Ordnung bei euch?", fragte er uns. "Ja niemand hat mehr geklopft.", antwortete ich. "Wo steht das Buch in der Zukunft?", fragte Antonius. "Dort." Pater Notker hatte die Stelle schon rausgesucht. "Gute Reise in eure Zeit.", sagte der Mönch, steckte das Buch in die Lücke und im gleichen Moment waren wir wieder in der Bibliothek.
Pater Notker schaute auf den Kalender und auf die Uhr. "Wir sind genau richtig gekommen. Es ist nur eine Minute später.", sagte er. "Die Sage ist also war! Ich hätte nie gedacht, dass das passieren kann!", wunderte ich mich."Ja, das stimmt! Erzähle aber vorsichtshalber niemandem von unserem Erlebnis. Den Leuten, denen das gleiche wie uns passiert ist, hat man nie Glauben geschenkt und manche wurden sogar als verrückt erklärt. Jetzt ist meine Mittagspause aber vorbei, ich muss wieder in den Laden." "Ja ich sage niemandem etwas!", versicherte ich. Wir gingen gemeinsam zum Klosterladen. "Also dann, Auf Wiedersehen! Besuch mich mal wieder!", verabschiedete sich Pater Notker von mir.
Es war ein wenig komisch, dass jetzt wieder alles normal war. Ich musste wieder nach Hause zu meinen Eltern und dort, wohl oder übel, Umzugskisten ausräumen.
Aber zum Kloster würde ich bestimmt noch einmal kommen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Tag dort so spannend sein könnte!